ALEXANDERTECHNIK

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Texte

Andreja Tokic im Interview mit Aranka Fortwängler

(Andreja, kurze Bio)

Andreja Tokic wurde 1979 in Vukovar (Kroatien) geboren. Seit 1995 lebt sie in Split. Sie arbeitet als Physiotherapeutin vorwiegend mit Kindern, die neurologische Schädigungen haben.

Seit 2001 befasst sie sich mit der Alexander-Technik, zuerst theoretisch, seit 2011 auch praktisch - in vielen Workshops, Einzelstunden und längeren Hospitationen in der Alexander-Technik -Ausbildung Freiburg.

Ihre AT-Ausbildung machte sie von 2014 bis 2017 bei Aranka Fortwängler in Freiburg und arbeitet seit Mai 2017 als erste kroatische AT-Lehrerin wieder in Split.

In ihrer Abschlussarbeit beschreibt sie Parallelen zwischen der Alexander-Technik und ihrer Arbeit mit Kindern und erklärt, wie sie die Prinzipien der AT in der Arbeit mit Kindern anwendet.


Andreja Tokic im Interview mit Aranka Fortwängler

Andreja Tokić


Andreja, seit wann arbeitest du mit Kindern, die eine neurologische Problematik haben?

In der Zeit meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin ist mir während eines Praktikums eine Kollegin begegnet, die mit Kindern mit neurologischen Problemen gearbeitet hat. Ihre Arbeit hat mich sehr angesprochen. Ich selbst arbeite seit 2004 in diesem Bereich.

In welchem Zusammenhang hast du zum ersten Mal von der AT gehört, und was für einen Eindruck hat das bei Dir hinterlassen? Hat das bereits damals deine Arbeit beeinflusst?

Dieselbe Kollegin hatte bereits einige Workshops in AT belegt und mir davon erzählt. Das war 2001 und hat mich sehr beeindruckt. In der Art, wie sie gearbeitet hat, war etwas anders als ich es von anderen Physiotherapeuten kannte. Ich konnte damals nicht genau erkennen, was das war; sie arbeitete viel subtiler, die Ergebnisse ihrer Arbeit mit den Kindern waren besser und sie selbst schien nicht so erschöpft zu sein von der Arbeit wie die Kollegen.

Ich kann mich noch sehr gut an unsere erste Begegnung in Zagreb im Frühling 2011 erinnern: 22 Physiotherapeuten in der Gruppe, die sich z.T. laut untereinander unterhalten, sich gegenseitig behandelt oder sich die neuesten Physio-Techniken vorgeführt haben – während Hedda und ich versuchten, ihnen etwas über die AT zu erklären. Am ersten Abend waren wir nahe daran, den Kurs abzubrechen. Im Laufe des nächsten Tages änderte sich die Atmosphäre allmählich, und schlussendlich wurde es ein super Kurs. Wie hast du diese erste praktische Begegnung mit der AT erlebt? Woran erinnerst du dich?

Ich kann mich erinnern, dass dieser erste Kurs noch etwas verwirrend für mich war. Es war mir klar, dass ihr versucht habt, mir etwas aufzuzeigen. Das fühlte sich fast so an, als ob ihr mich absichtlich verwirren wolltet, aber was und warum, das war mir zu jenem Zeitpunkt noch unklar. Mittlerweile weiß ich natürlich, dass das die erste Begegnung mit meinen gewohnten Mustern war und dass ihr versucht habt, mir diese bewusst zu machen.

Was den größten Eindruck auf mich hinterlassen hat in diesem ersten Kurs war die Möglichkeit der Wahl. Es wurde mir plötzlich klar, dass ich eine Wahlmöglichkeit habe, und diese Erkenntnis hat meine Perspektive auf mein gesamtes Leben völlig geändert. Es hat mich letztendlich dazu geführt, mich für die AT- Ausbildung zu entscheiden.

Wie hat das deine Arbeit mit den Kindern zum damaligen Zeitpunkt beeinflusst?

Ich glaube wohl, dass es sofort einen Einfluss auf meine Arbeit gab. Eigentlich hat mich jeder der Kurse, die ich mitgemacht habe, in der einen oder anderen Weise verändert, und diese Veränderung spiegelte sich in meiner Arbeit wider. Auch Kinder, mit denen ich arbeitete, reagierten anders und waren eine Bestätigung für meinen Prozess.

Es folgten dann 10 andere AT Kurse und einige längere Aufenthalte in Freiburg, bei denen du unsere Klasse besucht hast. Was hat dich schließlich dazu bewogen, mit der Ausbildung zu beginnen?

Für mich war das alles wie eine natürliche Entwicklung. Ich hatte nicht von Anfang an die Absicht, eine Ausbildung zu machen. Es wurde einfach in einem Moment klar, wie eine logische Folge von allen diesen Besuchen und inneren Veränderungen in mir. Wie ein Gefäß, das kontinuierlich gefüllt wird und an einem Tag überfließt… plötzlich reichten mir die Kurse nicht mehr aus, ich wollte selbst Lehrerin werden. Ich spürte so etwas wie einen Ruf in mir, und dem bin ich gefolgt.

Wie ging es dir während der Ausbildung mit deiner Arbeit? In den Ferien bist du ja immer nach Split gefahren und hast dort ganz intensiv mit „deinen“ Kindern gearbeitet. Ich erinnere mich noch, dass du erzähltest, wie du die Wochenenden durchgearbeitet und fast jeden Tag bis 10 Uhr abends praktiziert hast. War es schwierig und verwirrend für dich, deine alte Arbeitsweise mit den neugewonnenen Erfahrungen in der Ausbildung zusammen zu bringen?

Eigentlich war es nie ein Problem für mich, das, was ich in der Ausbildung gelernt und erfahren habe, in meine Arbeit mit den Kindern einzubinden. Dafür waren aber die Prozesse, die ich persönlich in der Ausbildung durchgemacht habe, oft schwierig für mich. Das war der Ort, an dem ich meinen Stil und meine Art zu arbeiten ändern musste (und wollte!), und das war am Anfang oft verwirrend für mich. Als Physiotherapeutin habe ich gelernt, eher mechanisch zu arbeiten (obzwar die an Neurologie orientierten Physiotherapeuten schon sehr viel weniger mechanisch arbeiten als die Anderen). Die AT-Arbeit war einfach etwas völlig anderes. Ich war immer wieder damit konfrontiert, noch weniger und noch weniger über das „Tun“ etwas erreichen zu wollen. Jedes Mal, wenn ich in diesem Prozess etwas gelernt habe und es mir gelungen ist, meine alte Vorgehensweise loszulassen, habe ich es einfach in meine Arbeit einfließen lassen.

Aranka: Warst du denn nie in einem Konflikt, wenn du mit einem Kind gearbeitet hast: will ich jetzt mit der AT oder mit der Physio arbeiten?

Nein, das mußt du anders sehen. AT ist etwas Natürliches und ein größeres Prinzip, das alles, was ich tue, umfasst. Natürlich bin ich weiterhin eine Physiotherapeutin, aber egal was ich mache, welche Methode auch immer ich benutze, die AT gibt dem einen völlig neuen Rahmen und eine völlig andere Qualität. AT ist so etwas wie eine Basis, die mir hilft, alles, was ich tue, anders und leichter zu machen als früher.

In deinem 3. Ausbildungsjahr hast du dann zusätzlich mit der Fortbildung in Bewegungsevolution bei Martina Kunstwald in Bremen angefangen. Was hat dich dazu bewogen? Wie hat das deine Arbeit mit den Kindern beeinflusst?

Eigentlich habe ich von Martinas Arbeit schon viel früher von dir (Aranka) gehört, und es war mir klar, dass ich diese Arbeit früher oder später lernen möchte. So habe ich dir auch zu verdanken, dass ich diese Ausbildung absolvieren konnte (ich -Aranka - habe die Fortbildung bei Martina Kunstwald zeitgleich gemacht und konnte so bei Bedarf für Andreja übersetzen). Ebenso wie meine „Entdeckung“ der AT löste auch diese Arbeit eine große Begeisterung in mir aus! Obzwar die Bewegungsevolution auch die Werkzeuge der AT benutzt, geht sie in bestimmten Bereichen noch tiefer in die Entwicklungsgeschichte des Menschen, des Kindes, und das war eine phantastische Entdeckung und Bereicherung für mich. Die Arbeit mit Martina hat meinem Arbeiten mit Babys und Kindern eine völlig neue Dimension gegeben.

Was waren für dich die wichtigsten Erfahrungen und Veränderungen während der Ausbildung? Was ist dir schwer gefallen? Was war selbstverständlich, was war leicht für dich?

Die wichtigste Erfahrung und Veränderung für mich war, das alles in uns eine Einheit ist. Alles ist mit allem verbunden und eigentlich Eins: Körper, Denken, Gefühle. Egal wo wir ansetzen, erreichen wir das Ganze.

Schwierig für mich war es, dass diese Prozesse manchmal nicht synchron verliefen und nicht sofort auf allen Ebenen verarbeitet werden konnten. Ich hatte z.B. das Gefühl, dass mein Körper sich öffnet und ändert, aber den begleitenden Emotionen fühlte ich mich noch nicht gewachsen, es war weitaus schwieriger, diese zu integrieren.

Manchmal habe ich mir gewünscht, so eine Ausbildung würde auch eine kontinuierliche psychologische Begleitung bieten!

Seit einem Jahr bist du wieder zurück in Kroatien. Wie geht es dir mit deiner Arbeit, was für Erfahrungen machst du?

Es ist wunderschön für mich, die Kinder wieder kontinuierlich begleiten zu können! Es entstehen jetzt große Veränderungen bei den Kindern in jeder Hinsicht: Koordination, Aufmerksamkeit, Sensorik, alles das ändert sich schneller zum Bessern. Ein Mädchen, das jetzt 6 Jahre alt ist und mit dem ich seit 4 Jahren arbeite, fing jetzt z.B. an, selbständig zu laufen. Das alles ist eine große Freude für mich, so intensiv arbeiten zu können und zu sehen, wie wir alle gemeinsam weiter wachsen.

Arbeitest du ausschließlich mit der AT oder auch mit den anderen Methoden?

Wie ich schon vorhin erwähnt habe, glaube ich nicht, dass AT eine ausschließende Methode ist. Ich verwende wohl auch andere Methoden, aber durch die Präsenz der AT sind sie modifiziert, so dass man nicht mal mehr sagen kann, das seien „andere Methoden“.

Wie machst du deine Arbeit in Kroatien bekannt? Findest du es schwierig, die AT in einer Umgebung zu etablieren, die im Prinzip diese Art der Arbeit noch nicht kennt? Wie finden deine Schüler zu dir? Machst du Werbung?

Vieles hat sich durch die Kurse entwickelt, die wir gemeinsam mindestens einmal jährlich organisiert haben. Alle Lehrer, die bei uns waren, du, Hedda Mickausch und Ellen Mross, sowie die internationalen „Größen“: Giora Pinkas und Richard Brennan, haben ihren großen Beitrag dazu geleistet.

Mein Gefühl ist, dass es nicht schwierig ist, die AT hier zu etablieren. Die Menschen, auch die Kinder, die z.T. mit so großen Problemen zu mir kommen, spüren sehr wohl, wie sehr die AT ihnen hilft und wie sie ihnen den Zugang zu etwas völlig Natürlichem und Selbstverständlichen wieder ermöglicht.

Aranka: Aber das sind ja die Kinder, die schon bei dir waren. Wie finden dich denn neue Schüler?

Ausschließlich über Empfehlungen der Schüler, mit denen ich bereits arbeite. Die Alexander-Technik selbst ist meine beste Werbung.

Aranka: Wow! Das könnte aus einem Buch sein!

Wie oft kommen sie zu dir? Wöchentlich? Und wie lange nehmen sie im Schnitt bei Dir Unterricht?

In der Regel einmal pro Woche für 60 Min. Am Anfang arbeite ich mit schwierigen Fällen auch mehrmals pro Woche, ähnlich wie Alexander es damals auch praktiziert hat: 6 Wochen lang jeden Tag eine Stunde. Das ist glaube ich phantastisch für den Anfang.

Aranka: Sind das Erwachsene, die so häufig zu dir kommen?

Ja, das mache ich so mit den Erwachsenen.

Aranka: Mit welcher Problematik kommen sie zu dir?

Die letzte Schülerin, mit der ich so gearbeitet habe, hat die Diagnose Polyneuropathie. Das bedeutet progressives Absterben der Nerven auf der Peripherie des Körpers. Sie ist um die 60 Jahre alt und leidet an einer sehr schnell fortschreitenden Form dieser Krankheit; sie konnte praktisch nicht mehr laufen, als sie zu mir kam. Nach 6 Wochen Arbeit hat sie gar keine Beschwerden mehr und kann ganz normal laufen. Natürlich ist die Krankheit nicht weg, ihre sensorische Wahrnehmung ist noch immer schwach und ihre Extremitäten sind steif, aber sehr, sehr viel weniger, als davor. Sie kann jetzt ein normales Leben führen.

Aranka: Und jetzt kommt sie einmal pro Woche zu dir?

Ja, einmal pro Woche.

Aranka: Wie ist das für deine Schüler, so oft zu kommen? Akzeptieren sie das? Hier in Deutschland erlebe ich oft, dass es Menschen schwer fällt, am Anfangauch nur zweimal pro Woche zu kommen.

Ich arbeite mit Menschen, die wirklich große Probleme haben. Es ist existenziell bedrohlich, wenn du plötzlich nicht mehr laufen kannst und sonst auch an schwerwiegenden Störungen der Koordination leidest. Sie sind an einem Punkt angelangt, wo sie bereit sind, in sich selbst zu investieren.

Aranka: Was sind denn die anderen schwierigen Diagnosen bei den Menschen, mit denen du arbeitest?

Multiple Sklerose, Gehirntumore, Hemiparese (einseitige Lähmung).

Aranka: Und hast du bei allen diesen Fällen genau so gute Erfolge mit der AT?

Das ist sehr individuell. Die Krankheiten gehen bei diesen Menschen nicht weg, sie sind noch immer da. Aber bei allen kommt es vor, dass sie besser funktionieren können, und das hebt die Qualität ihres Lebens enorm.

Vermißt du die Arbeit und den Austausch mit deinen Mitstudenten und mit den anderen AT Lehrern?

Ja, das vermisse ich sehr! Ich tröste mich damit, dass sich noch zwei andere Kollegen aus Kroatien im Prozeß der AT-Ausbildung befinden, und ich glaube auch, dass die AT-Kollegen aus der ganzen Welt ihren Platz in Kroatien finden werden, weilKroatien tatsächlich ein einmalig schönes Land ist! ((-:

Und wie geht es jetzt weiter? Wie sehen deine Pläne, Wünsche, Visionen für die Zukunft aus?

Ich möchte gerne ein AT-Zentrum gründen, in dem Kinder und Erwachsene mit unterschiedlichen Störungen und Problemen lernen können, ihre Möglichkeiten mit der Hilfe der AT zu erweitern.

Was würdest du gerne heute deinen jüngeren Kollegen als Botschaft sagen?

Ihr sollt Mut haben, euch an die Menschen zu wenden - egal welche Probleme diese Menschen mitbringen - und versuchen, den jeweiligen Menschen dort zu finden, wo er sich gerade befindet, und dann mit ihm gemeinsam neue Möglichkeiten zu erkunden.

Alexander-Technik ist ein wunderschöner Beruf, und man kann sie bei jedem Menschen anwenden, jeder Mensch kann von ihr profitieren, angefangen von Babys bis hin zu älteren Menschen.

Und als letzte Frage: was ist das Wichtigste und Kostbarste, was du durch die Alexander-Technik bekommen hast?

Bewußtheit über mich selbst.

Vielen Dank für dieses Gespräch, Andreja!

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